Anfrage: Existenzängste bei Mannheimer Kindertagespflegepersonen
Anfrage zur Sitzung des Gemeinderats am 21. Oktober 2025
Die Verwaltung wird gebeten, nachfolgende Anfrage alsbald zu beantworten:
- Wie viele Kindertagespflegepersonen (Tagesmütter und Tagesväter) sind derzeit in Mannheim aktiv und wie hat sich diese Zahl in den letzten drei Jahren entwickelt?
- Wie viele Betreuungsplätze in der Kindertagespflege stehen aktuell zur Verfügung und wie viele davon sind belegt?
- Welche Erkenntnisse liegen der Verwaltung über wirtschaftliche Schwierigkeiten oder Betriebseinstellungen von Tagespflegepersonen in Mannheim in den letzten zwei Jahren vor?
- Welche Maßnahmen ergreift die Stadtverwaltung aktuell, um die wirtschaftliche Existenz der Tagespflegepersonen zu sichern?
- Plant die Verwaltung die Vergütungssätze für Kindertagespflegepersonen an die gestiegenen Lebenshaltungs- und Betriebskosten anzupassen – und wenn ja, in welcher Höhe und zu welchem Zeitpunkt?
- Inwieweit orientiert sich die Stadt Mannheim bei der Vergütung der Kindertagespflege an den aktuellen Empfehlungen des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS)?
- Welche Möglichkeiten sieht die Verwaltung, kurzfristig finanzielle Entlastungen oder Zuschüsse (z. B. für Miete, Energie oder Verpflegung) bereitzustellen, um drohende Schließungen zu verhindern?
- Wie bewertet die Verwaltung die Bedeutung der Kindertagespflege für die Erreichung der Betreuungsquoten im U3- und Ü3-Bereich in Mannheim?
- Welche Schritte plant die Verwaltung, um die Attraktivität des Berufsbilds „Kindertagespflegeperson“ in Mannheim zu erhalten bzw. zu steigern?
- Weshalb bildet die Stadt noch Kindertagespflegepersonal aus, wenn möglicherweise kein allzu großer Bedarf mehr besteht?
Begründung:
Die jüngsten Berichte über die schwierige finanzielle Lage vieler Kindertagespflegepersonen in Mannheim verdeutlichen, dass die Situation zunehmend existenzbedrohend wird. Tagespflegepersonen, die eine verlässliche und flexible Säule der frühkindlichen Betreuung darstellen, berichten über massive Einnahmeeinbußen und unzureichende Unterstützung durch die Stadt.
Die Kindertagespflege ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Mannheimer Betreuungslandschaft. Sie leistet einen entscheidenden Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, insbesondere für Alleinerziehende und Familien mit unregelmäßigen Arbeitszeiten. Zudem trägt sie wesentlich zur Fachkräftesicherung bei, da Kinderbetreuung unmittelbar Einfluss auf die Erwerbstätigkeit von Eltern – insbesondere aber Müttern – hat.
Mehrere Tagespflegepersonen berichten nun, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so verschlechtert haben, dass viele über eine Aufgabe ihrer Tätigkeit nachdenken. Sinkende Belegungszahlen, steigende Kosten (z. B. für Miete, Energie, Lebensmittel) sowie eine als unzureichend empfundene Anpassung der städtischen Vergütung gefährden den Fortbestand vieler Betreuungsangebote.
Als Signal der Wertschätzung und zur Sicherung der Kinderbetreuung ist es notwendig, die Empfehlungen des KVJS konsequent umzusetzen und eine existenzsichernde Vergütung zu gewährleisten.
Eine Kürzung anderer Jugendhilfebereiche darf dabei nicht in Kauf genommen werden – vielmehr sollte die Finanzierung über den allgemeinen Haushalt erfolgen. Die Sicherung der Kindertagespflege ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die unmittelbar mit der wirtschaftlichen Teilhabe von Familien und der Fachkräftesicherung in Mannheim verbunden ist.
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